In unvergesslicher Erinnerung werden der Festakt und der Tag der offenen Tür anlässlich des
100-jährigen Bestehens der Heeresbekleidungsanstalt seinen Mitarbeitern und seinen Gästen aus allen Bereichen des militärischen und zivilen Lebens bleiben.

Der Festakt fand in würdiger Form unter Beisein der Ehrengäste
Generalmajor Mag. Bernhard Bair, Hans Stefan Hintner in Vertretung des Herrn Landeshauptmann
Dipl.-Ing. Dr. Erwin Pröll, der Frau Landeshauptmann Stellvertreterin Mag. Karin Renner und dem Bürgermeister der Marktgemeinde Brunn am Gebirge Dr. Andreas Linhart statt.
Die Ehrenformation wurde durch die Garde und die Militärmusik des Militärkommandos
Niederösterreich gestellt.

Nach dem Festakt mit den Höhepunkten der Manifestierung der Partnerschaft zur Marktgemeinde Brunn am Gebirge, der Uraufführung des „Marsches nach Maß“ und 10 Salutschüssen mit der leichten Feldhaubitze, für jede Dekade der Heeresbekleidungsanstalt einen, fand der Festakt einen würdigen Ausklang im Betreuungszelt, unterstützt durch die Bands „One Of A Kind“ und „Die Stockhiatler“.

Für die Betreuung der rund 1100 Besucher des Tages der offenen Tür stand ein umfangreiches Programm zur Verfügung. Im Rahmen der dynamischen Vorführungen sind besonders hervorzuheben die Modeschau der Uniformen und des Upcyclingprojektes der Bundeslehranstalt für Mode Herbststrasse, die Arbeit der Hunde des Militärhundezentrums und des Zolls, die Spezialisten der Munitionstechnik der Heereslogistikschule und der LKW Scanner der Finanzpolizei. Als weitere Höhepunkte stand Ausstattung und Ausrüstung der Bundespolizei, der Schifffahrtsaufsicht, der Freiwilligen Feuerwehr Brunn und des Roten Kreuzes zur Auswahl. Dass nach so einem anstrengenden Programm das leibliche Wohl nicht zu kurz kommt, dafür sorgten die Heereslogistikschule mit einer Feldküche und der Unterstützungsverein der Heeresbekleidungsanstalt.

Aus der Not wurde Tugend - aus der Tugend Tradition“

Vom k.u.k. Monturdepot zur Heeresbekleidungsanstalt - Eine Ausnahmedienststelle des Österreichischen Bundesheeres in Brunn am Gebirge mit hundertjähriger Geschichte.

Dieser Spruch steht exemplarisch für den weißen Uniformrock, der in der mariatheresianischen Zeit aus pekuniärem Mangel nicht eingefärbt werden konnte. Am Ende des 19. Jahrhunderts brachte dies die Bescheidenheit des Trägers zum Ausdruck. Heute ist der weiße Uniformrock der „Galaanzug“ des österreichischen Soldaten und der Soldatin und damit zum traditionellen Kleidungsstück geworden.

100 Jahre Geschichte 1913-2013

Seit hundert Jahren prägt die Heeresbekleidungsanstalt, wie keine andere Dienststelle der Republik, das Ansehen des österreichischen Soldaten und der Soldatin in der Öffentlichkeit. Diese Institution versteht sich als „Créateur textile“, quasi als „Prada der Uniformen“ der Österreichischen Nation. Sie kreiert die spezielle Bekleidung und Ausrüstung für den Soldaten und uniformierte Beamte und Beamtinnen. Sie erprobt und spezifiziert sie unter Festlegung aller benötigten Normen und Produktionsschritte für die globale Textilindustrie, überprüft die geforderte Qualität und sorgt für die logistische Verteilung der Waren.

Als spezielle Dienststelle des Österreichischen Bundesheeres erlebte sie in den letzten hundert Jahren sowohl inhaltlich als auch optisch einen grundsätzlichen Wandel. Bereits 1867 erwarb das k.u.k. Militär-Ärar von zahlreichen Privateigentümern durch Kauf den Großteil der Grundstücke, auf denen 1913 das Monturdepot errichtet wurde. Es stellte zu diesem Zeitpunkt in Europa die größte Institution ihrer Art dar und bietet auf 12ha mit seinen zahlreichen Baukörpern als einzigartiges Architekturensemble bis heute einen eindrucksvollen Anblick. In ihrer Entwicklungsgeschichte spiegeln sich vom k.u.k Monturdepot der Österreich-Ungarischen Monarchie bis zur Heeresbekleidungsanstalt der Zweiten Republik die veränderten Anforderungsprofile wider.

Nicht zufällig diente das Areal auch als geeignete Kulisse für die Dreharbeiten des Films „Die Abenteuer des braven Soldaten Schwejk“ mit Fritz Muliar im Jahr 1970/71.

Vom „Zauber der Montur“ zum zertifizierten Qualitätsmanagement.

Allein in den letzten fünfzig Jahren wurden 1 Million Schuhe und 5 Millionen Stück Oberbekleidung technischen Veränderungen im Bereich von Ausrüstung und Bekleidung und der radikale Strukturwandel der Österreichischen Textilindustrie, der in einer globalen Produktion mündete, zeigten ihrerseits auf die Aufgabenstellung der Heeresbekleidungsanstalt Auswirkungen. Verdeutlicht wird dieser Umbruch durch das Faktum, dass sich seit 1973, nach dem Wegfall der Schutzzölle für Textilien, die Beschäftigtenzahl der österreichischen Textilbranche von ca. 120.000 auf derzeitige 12.000 reduzierte.

Beeinflusste um 1900 der „Zauber der Montur“ das öffentliche Bild der Wahrnehmung, so stehen mittlerweile Funktionalität und Sicherheit der Uniformen im Mittelpunkt der Erzeugung. Permanente textiltechnische Neuentwicklungen fordern und ermöglichen die Erstellung verbesserter Anforderungsprofile für die Zielgruppen. Zur Umsetzung bedarf es qualifizierter Kenntnisse international ausgerichteter Zulieferlogistik. Die technischen Anforderungen an eine funktionale Bekleidung wurden ihrerseits durch die Implementierung eines Qualitätsmanagements auf Basis der Ö-Norm ISO 9001 zertifiziert. Das Bundesheer besitzt mit der Heeresbekleidungsanstalt das erste extern zertifizierte Qualitätsmanagementsystem in Österreich, das 2007 auf die gesamte Dienststelle ausgeweitet wurde.

Militärische Aufgaben – zivile Produktion und Kooperation

Zudem verbindet die Heeresbekleidungsanstalt seit Jahrzehnten eine enge Kooperation mit der Höheren Technischen Bundeslehr- und Versuchsanstalt in der Spengergasse, die 2007 als offizielle Partnerschaft in einem Festakt verbrieft wurde. Es erstaunt nicht, dass viele Führungskräfte des Kompetenzzentrums für ,,Bekleidung und persönliche Ausrüstung“ Abgänger oder Abgängerinnen dieser Schule sind. Unter der Einbindung der nationalen und internationalen Textilindustrie bildete sich dadurch ein fachbezogener Cluster heraus: Er reicht von der Lehre über die Entwicklung bis zur Produktion. Gerade in Zeiten, in denen die textile Ausbildung in Österreich in Ermangelung einer größeren nationalen Textilindustrie nach und nach eingestellt wird, erlangt die Institution Heeresbekleidungsanstalt zum Erhalt des Know How im nationalen Interesse eine zentrale Funktion.

Die Heeresbekleidungsanstalt in Brunn am Gebirge ist im Laufe der letzten Jahre durch die diversen Verwaltungsübereinkommen mit anderen Ministerien weit über ein reines Heeresbekleidungszentrum hinausgewachsen. Eine globalisierte Textilindustrie und die Komplexität der Materialien schufen bei der Beschaffung von Bekleidung den öffentlichen Bedarfsträgern und Einsatzorganisationen Schwierigkeiten. Durch das einzigartige und spezialisierte Fachwissen übernahm die Heeresbekleidungsanstalt zunehmend die Ausstattung anderer Ressorts mit textiler Ausrüstung. Seit 2002 managt sie fachkundig die Entwicklung, Erprobung, Beschaffung und Qualitätssicherung sowie die Verteilung von Uniformen für unterschiedliche öffentliche Bedarfsträger wie Polizei, Zoll, Finanzpolizei, Stromaufsicht oder Hochgebirgstechniker. Die Realisierung einer der Forderung des Tages entsprechenden  Umwandlung zu einem Bundesbekleidungsmanagement ist insofern ein Gebot der Stunde, als die Heeresbekleidungsanstalt in Österreich diesbezüglich das einzige fachspezifische Institut darstellt.

Marsch nach Maß – Uraufführung anlässlich des 100 Jahre-Jubiläums

Diese Dienststelle zeichnet sich im Rahmen der Bekleidung und Ausrüstung nicht nur durch Kreativität aus, sondern fühlt sich, entsprechend ihrer Tradition auch der Kultur verpflichtet. Der derzeitige Kommandant, Oberst Eduard NAGEL, gab anlässlich des Jubiläums „100 Jahre Heeresbekleidungsanstalt“ in Eigenregie einen Kompositionsauftrag.

„Marsch nach Maß“ ist ein Werk von Melissa Coleman und Maria Gstättner. Festlichkeit und Humor bestimmen das Stück in seinem klar definierten Bekenntnis zur neuen Musik. Anklänge an dem vom Mäzen gewünschten Reitermarsch sind verquickt mit dem Lied
„Alles in Uniform“, mit Text und Musik von Josef HORNIG (1861-1911)


„Es ist wirklich nicht zum Sagen,               
was schon Uniform thut tragen,               
ob jetzt groß ob klein der Diener,               
ob jetzt Ultra oder Wiener              
Uniform trag’n die Verkäufer,              
wie die Hausknecht und die Läufer              
alles kommt jetzt ganz leger,             
schon in der Uniform daher.“            



Dank und Anerkennung allen Bediensteten, welche durch ihre große Anstrengung in den Vorbereitungen und der Durchführung der Feierlichkeit anlässlich des hundertjährigen Bestehens der Heeresbekleidungsanstalt wesentlich zum Erfolg beigetragen haben.

 

 

 

  Autor:
  Obst Eduard Nagel, Kommandant der Heeresbekleidungsanstalt
  Literatur: Festschrift, Hundert Jahre Heeresbekleidungsanstalt in Brunn am Gebirge,  2013
  Publikation: 100 Jahre 1913-2013, Vom k.u.k. Monturdepot zur Heeresbekleidungsanstalt, 2013


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